Gerade bei Rheuma das Impfen nicht vergessen
Mögliche Ursachen für eine höhere Anfälligkeit für Infektionskrankheiten sind:
- Bei der Rheumatoider Arthritis und Psoriasis-Arthritis liegt eine fehlgesteuerte Abwehr gegen körpereigenes Gewebe vor. Diese trägt dazu bei, dass manche Patient:innen Infektionen schlechter bewältigen können.
- Medikamente, die zur Behandlung der Rheumatoider Arthritis und Psoriasis-Arthritis eingesetzt werden, wie Glukokortikoide (z..B. Prednisolon und Prednison), Basistherapeutika (z.B. Methotrexat) oder Biologika (z.B. TNF-α-Blocker) unter drücken das Immunsystem mehr oder weniger stark. Hierdurch kann die Abwehr von Krankheitserregern abgeschwächt werden.
Gehen Sie daher mit Ihrem behandelnden Arzt oder Ihrer behandelnden Ärztin und mit Hilfe Ihres Impfpasses auf die Suche nach möglichen Impflücken. Suchen Sie mit ihm oder ihr den besten Zeitpunkt für eventuell notwendige Impfungen aus. Es kann sein, dass Impfungen während einer Therapie mit abwehrschwächenden Arzneimitteln in manchen Fällen nicht den vollen Erfolg bringen. Gegebenenfalls kann der Impferfolg mit Hilfe einer Antikörperkontrolle überprüft werden.
Zur Sicherheit wäre es sinnvoll, auch bei Ihrer Familie oder Ihren Mitbewohner:innen den Impfstatus zu prüfen und den Impfschutz u..U. aufzufrischen, damit über die nächste Umgebung keine Ansteckung erfolgen kann.
Steht die Grundimmunisierung?
Je größer die Ansteckungsgefahr ist, desto wichtiger werden Impfungen. Deshalb sollte bei einer Rheumatoiden Arthritis (RA) und Psoriasis-Arthritis (PsA) im Impfpass geprüft werden, ob mit den Impfungen in der Kindheit und Jugend eine Grundimmunisierung gegen die wichtigsten Infektionskrankheiten erreicht wurde. Fehlen diese Impfungen, sollten sie möglichst durchgeführt werden, bevor eine Therapie mit immunschwächenden Arzneimitteln, wie sie bei rheumatischen Erkrankungen eingesetzt werden, startet. Dies gilt besonders für die Impfungen gegen Röteln, Mumps, Windpocken und Masern, da hier Lebendimpfstoffe genutzt werden. Die darin enthaltenen Erreger sind zwar stark abgeschwächt, doch in Kombination mit abwehrschwächenden Medikamenten sind bei einer Impfung schwere Infektionen nicht ausgeschlossen.
Zum Glück erfolgen die wesentlichen Impfungen mit Lebendimpfstoffen bereits in der Jugend, also in einem Alter, in dem rheumatische Erkrankungen relativ selten sind. Wurde allerdings die vollständige Grundimmunisierung in der Jugend verpasst oder konnte diese nicht durchgeführt werden, so wird eine Nachimpfung mit den entsprechenden Lebendimpfstoffen empfohlen. Hierbei muss je nach immunsuppressiver Therapie die Therapie ausreichend lange pausiert werden. Dies sollte in enger Absprache mit dem behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin festgelegt werden.
Im Erwachsenenalter halten Auffrischungsimpfungen für Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten und Polio die Grundimmunisierung aufrecht. Dabei kommen ausschließlich Totimpfstoffe zum Einsatz, die auch bei einer abwehrschwächenden Therapie rheumatischer Erkrankungen keine zusätzlichen Probleme bereiten. Allerdings kann bei einer solchen Therapie die Antwort des Abwehrsystems auf eine Impfung schwächer ausfallen als gewohnt. Ursächlich ist, dass das Immunsystem weniger Antikörper als üblich produziert. Bei bestimmten Impfungen, wie beispielsweise gegen Pneumokokken, empfiehlt die Ständige Impfkommission Rheumapatient:innen, die Immunsuppressiva einnehmen, ein spezielles Vorgehen.
Neben der jährlichen Grippeschutzimpfung rät die Impfkommission Rheumatiker:innen aufgrund der abwehrschwächenden Medikamente noch zu weiteren Impfungen:
Für Patient:innen ab einem Alter von 50 Jahren wird eine Impfung mit dem neuen Herpes-Zoster-Totimpfstoff empfohlen. Dieser schützt vor dem Ausbruch einer sogenannten Gürtelrose. Die Erkrankung kann insbesondere bei immungeschwächten Erwachsenen ausbrechen, wenn sie sich im Kindesalter mit sogenannten Varizellen (Windpocken) angesteckt haben, die ein Leben lang im Körper verbleiben und vom Immunsystem permanent in Schach gehalten werden müssen.
Eine Impfung gegen Humane Papillomviren (HPV) wird generell im Alter zwischen 9 und 14 Jahren empfohlen. Sie sollte insbesondere vor dem ersten Sexualkontakt erfolgen. Patient:innen, die mit stark abwehrschwächenden Medikamenten behandelt werden, können möglicherweise auch noch im Erwachsenenalter von einer HPV-Impfung profitieren. Sprechen Sie darüber mit Ihrem behandelnden Arzt oder Ihrer behandelnden Ärztin und klären Sie ab, ob Ihre Krankenkasse die Kosten übernimmt.
Hepatitis B durch eine Impfung vorzubeugen kann bei Patient:innen mit einer rheumatischen Erkrankung sinnvoll sein. Dies gilt insbesondere, wenn z. B. eine berufliche Gefährdung besteht. Das kann beispielsweise folgende Berufsgruppen betreffen: Personal in medizinischen Einrichtungen (einschließlich Labor- und Reinigungspersonal), Sanitäts- und Rettungsdienst, betriebliche Ersthelfer:innen, Polizist:innen, Personal von Einrichtungen, in denen eine erhöhte Prävalenz von Hepatitis-B-Infizierten zu erwarten ist (z. B. Gefängnisse, Asylbewerberheime, Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen). Fragen Sie dazu Ihre behandelnde Ärztin oder Ihren behandelnden Arzt.
Pneumokokken-Infekte können zu einer schweren Lungenentzündung führen, weshalb Patient:innen mit angeborenen oder erworbenen Immundefekten bzw. Patient:innen unter immunsuppressiver Therapie diese Impfung empfohlen wird. Auch Gesunden wird dazu geraten, sich ab einem Alter von 60 Jahren impfen zu lassen. Bei einer abwehrschwächenden Therapie wird derzeit empfohlen, sich zur Sicherheit mit zwei verschiedenen Impfstoffen nacheinander impfen zu lassen – Expert:innen sprechen von einer sequentiellen Impfung. Fragen Sie dazu Ihren behandelnden Arzt oder Ihre behandelnde Ärztin.
Eventuell sind für Sie weitere Impfungen zu empfehlen, beispielsweise gegen Meningokokken. Sprechen Sie dazu mit Ihrer behandelnden Ärztin oder Ihrem behandelnden Arzt.
Optimaler Impfzeitpunkt
Impfstoffuntersuchungen an Rheumatiker:innen wurden in der Regel während stabiler Krankheitsphasen durchgeführt. Daher sollten Impfungen möglichst nicht während eines Rheumaschubs durchgeführt werden. Das mindert bei einer PsA auch das Risiko, beim Einstich einer Impfnadel die Haut zu irritieren und die Psoriasis zu verstärken (sogenannte Köbner-Reaktion).