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Überblick über wichtige und häufig verwendete Impfstoffe

Ein großer Teil der empfohlenen Impfungen sollte schon in der Kindheit erfolgt und abgeschlossen sein, andere Impfungen müssen regelmäßig aufgefrischt werden und wieder andere Impfungen sind nur nötig, wenn Sie in Risikogebiete (z. B. für Gelbfieber) reisen. Die Grippeschutzimpfung ist die einzige Impfung, die Sie fortan jedes Jahr machen sollten.

Aktiv oder passiv impfen?

Üblicherweise sind Impfungen immer aktive Immunisierungen – so genannt, weil sie den Körper aktivieren, selbst Antikörper zu bilden. Dafür werden abgeschwächte oder abgetötete Erreger oder auch nur Bruchstücke des Erregers in den Körper eingebracht. Das Immunsystem wehrt sich dagegen wie bei einem echten Infekt und stellt nach einigen Wochen Antikörper sowie Gedächtniszellen her, die ein immunologisches Gedächtnis aufbauen. Im Falle einer echten Infektion mit dem Erreger kann das Immunsystem so blitzschnell reagieren und den Eindringling ausschalten.

Wenn bereits Krankheitserreger den Körper akut belasten und keine Zeit für eine klassische Impfung bleibt oder wenn eine Immunschwäche – wie z. B. bei der Einnahme bestimmter Rheumamedikamente – die Abwehrreaktionen des Körpers stark verlangsamt, kann der Körper unter Umständen selbst nicht ausreichend viele Antikörper bilden. Hier hilft eine passive Impfung, bei der zur Unterstützung Antikörper gegen die Erkrankung gespritzt werden.  Sie binden sich fest an die Antigene des Erregers und machen ihn unschädlich. Bei dieser passiven Impfung bildet der Körper allerdings keinen Immunschutz aus.

Passiver Schutz: Muttermilch

Bestes Beispiel für eine passive Immunisierung ist die Muttermilch. Sie enthält Antikörper, die den Säugling eine kurze Zeitspanne vor Infekten schützen.

Lebend- oder Totimpfstoff

Besteht ein Impfstoff wie bei der Jenner’schen Pockenimpfung aus stark abgeschwächten, aber dennoch vermehrungsfähigen Keimen, gilt er als Lebendimpfstoff. In der Regel dürfen bei gleichzeitiger Einnahme abwehrschwächender Medikamente, zu denen die vielen hochwirksamen Medikamente zur Therapie rheumatischer Erkrankungen zählen, Lebendimpfstoffe nicht angewendet werden. Zu groß ist die Gefahr, dass eine geschwächte Abwehr die Lebendimpfstoffe nicht ausreichend bekämpfen kann und ein Infekt ausbricht.

Bei Totimpfstoffen, die nur abgestorbene Erreger oder Teile von ihnen enthalten, kann das nicht passieren.  Neuere Impfstoffe (sogenannte Vektorimpfstoffe) nutzen die Zellen des Immunsystems, um Bestandteile des Erregers herzustellen. Sie zählen zu den Totimpfstoffen und können daher für Patient:innen mit entzündlich-rheumatischen Krankheiten empfohlen werden.

Totimpfstoffe

Impfungen sollen am besten vier bis sechs Wochen vor Beginn einer immunschwächenden Therapie abgeschlossen sein. Denn unter Immunsuppression erfolgt eventuell eine nur suboptimale Immunantwort. Im Zweifel kann der Impferfolg ärztlich kontrolliert werden.

Übersicht wichtige Totimpfstoffe

Cholera – schwere Durchfallerkrankung

Diphtherie – Infektion der oberen Atemwege

Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) – Hirnhautentzündung

Hepatitis A – Infektionskrankheit der Leber

Hepatitis B – Infektionskrankheit der Leber

Herpes Zoster – Gürtelrose

Humane Papillomviren (HPV) – sexuell übertragbare Auslöser von Krebserkrankungen und Genitalwarzen

Influenza (saisonal) – „echte“ Grippe oder Virusgrippe

Für Kinder und Jugendliche ab einem Lebensalter von 24 Monaten bis zum vollendeten 18. Lebensjahr steht auch ein Lebendimpfstoff zur Verfügung. Dieser darf allerdings bei klinischer Immunschwäche aufgrund von Erkrankungen oder infolge einer Therapie mit Immunsuppressiva nicht verabreicht werden.

Keuchhusten – hochansteckende Infektionskrankheit

Meningokokken – unter anderem Auslöser von Hirnhautentzündung und Blutvergiftung

Pneumokokken – unter anderem Auslöser von Lungenentzündung

Polio – Kinderlähmung

Tetanus – Wundstarrkrampf: Infektion der muskelsteuernden Nervenzellen

Tollwut – Infektion des Zentralnervensystems

Typhus – gefährliche Infektionskrankheit mit ernsten Darmproblemen und anhaltend hohem Fieber; Lebendimpfstoff verfügbar, aber nicht anzuwenden bei RA und PsA

 

Lebendimpfstoffe

Bei Immunsuppression grundsätzlich verboten. Ausnahmen nur im begründeten Einzelfall unter individueller ärztlicher Risiko-Nutzen-Abschätzung.

Übersicht wichtige Lebendimpfstoffe

Gelbfieber – Fiebererkrankung mit gegebenenfalls verstärkter Blutungsneigung, Leberschädigung und Gelbsucht

Masern – charakteristische rote Hautflecken und Fieber bis hin zu Lungen- und Hirnentzündungen

Mumps – Schwellung der Ohrspeicheldrüse/-n bis hin zu Hirnhautentzündungen; bei Jungen Hodenentzündungen mit Unfruchtbarkeitsrisiko

Rotaviren – schwere Durchfallerkrankung

Röteln – typische rote Hautflecken mit Fieber und Lymphknotenschwellung

Windpocken – juckender Hautausschlag mit Fieber

 

Impftermin

Ausstehende Impfungen inklusive Auffrischungen sollten ausreichend lange vor Beginn oder nach Pausieren bzw. Beendigung einer Behandlung mit abwehrschwächenden Medikamenten durchgeführt werden.

Warum eine Auffrischung?

Während das immunologische Gedächtnis einige Impfungen, insbesondere solche mit Lebendimpfstoffen, ein Leben lang nie vergisst, hält die Erinnerung der Abwehrzellen bei anderen Impfungen nur einige Jahre an. Dann bauen sich die gebildeten Antikörper und Gedächtniszellen langsam ab. Beispielsweise sollten Tetanus- und Diphtherie-Impfungen alle 10 Jahre erneuert werden, indem die Impfung mit einer geringen Impfstoffdosis wiederholt wird. Es funktioniert wie ein Weckruf an die Gedächtniszellen und der ursprüngliche, alte Krankheitsschutz nach der ersten Impfung ist wiederhergestellt. Zum Glück werden diese beiden Impfungen heute gleich in Kombination gegeben – häufig gekoppelt an eine einmalige Keuchhustenimpfung. Das bedeutet weniger Aufwand und nur eine Spritze.

Impfempfehlungen statt Impfpflicht

In Deutschland gibt es keine Impfpflicht, sondern Empfehlungen der „Ständigen Impfkommission“ (STIKO). Die STIKO legt die Impfleitlinien fest, an die sich unter anderem auch die Krankenversicherungen halten. Die von der STIKO empfohlenen Impfungen werden in der Regel von den Krankenkassen bezahlt.

Vor allem nach der Geburt der Kinder beschäftigen sich die jungen Eltern mit den verschiedenen Impfungen und den Impfterminen. Wichtig dabei: Den Impfpass nicht vergessen, denn darin dokumentiert der Arzt, wie oft und wann gegen welche Erkrankungen geimpft wurde. So wissen Sie auch noch nach vielen Jahren, gegen welche Infektionen Sie immun sind oder wann eine Auffrischungsimpfung fällig ist.
 

GUT ZU WISSEN

Seit dem 1. März 2020 gilt das Masernschutzgesetz. Beispielsweise müssen bestimmte Berufsgruppen einen Masernschutz nachweisen (STIKO).