Familienglück nicht ausgeschlossen

Bei der Rheumatoiden Arthritis handelt es sich nicht um eine direkt vererbbare Krankheit. Für Paare mit Kinderwunsch besteht deshalb kein Grund, von einer Schwangerschaft abzusehen. Im Folgenden finden Sie Antworten auf die häufigsten Fragen rund um die Familienplanung. Grundsätzlich gilt, sprechen Sie bei einem Kinderwunsch unbedingt mit Ihrem Rheumatologen.

Zunächst die gute Nachricht: Bei der Rheumatoiden Arthritis handelt es sich nicht um eine direkt vererbbare Krankheit. Allerdings kennen manche Betroffene Familienangehörige, die ebenfalls von einer chronisch-entzündlichen Autoimmunerkrankung betroffen sind. Die Schwierigkeit besteht darin, dass oftmals mehrere Faktoren zusammenspielen können, bevor es zum Ausbruch der Erkrankung kommt. Hierzu zählen z.B. Umweltfaktoren wie Rauchen oder Infektionen, eine genetische Veranlagung für die Erkrankung oder möglicherweise auch der Hormonhaushalt. Wie hoch das Risiko im Einzelfall ist, lässt sich aktuell nicht voraussagen.

Nach heutigem Forschungsstand können viele verschiedene Genvarianten die Wahrscheinlichkeit für eine spätere Rheumatoide Arthritis erhöhen. Diese können wiederum für verschiedene chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankungen eine Rolle spielen, sodass der Vorhersagewert eines einzelnen Gentests zu gering und ungenau wäre, um aussagekräftige Ergebnisse für künftige Nachkommen zu gewährleisten. Bei der Rheumatoiden Arthritis beispielsweise wird HLA DRB1 (humanes Leukozyten-Antigen DRB1) derzeit als der wichtigste genetische Risikofaktor angesehen. Er beeinflusst aber nur zur Hälfte das Erkrankungsrisikos für Rheumatoide Arthritis.

Für Paare mit Kinderwunsch besteht also kein Grund, von einer Schwangerschaft abzusehen: Selbst wenn Sie Gene weitergeben sollten, die eine erhöhte Erkrankungsbereitschaft bewirken können, heißt dies noch lange nicht, dass Ihr Kind einmal an einer Rheumatoiden Arthritis oder anderen Autoimmunerkrankung erkranken wird. Zudem gibt es inzwischen gute Therapiemöglichkeiten, um ein lebenswertes Leben – auch mit Rheumatoider Arthritis – führen zu können.

Die Diagnose Rheumatoide Arthritis und eine Schwangerschaft schließen sich nicht aus. Viele Patientinnen können sich ihren Kinderwunsch erfüllen, was vor allem durch den Fortschritt in der Therapie der Rheumatoiden Arthritis ermöglicht wird. Prinzipiell gilt: Sobald Sie eine Schwangerschaft in Erwägung ziehen, konsultieren Sie Ihren behandelnden Rheumatologen. In Abhängigkeit von der Krankheitsaktivität kann schon frühzeitig eine therapeutische Strategie ausgearbeitet werden. Zudem ist es möglich, dass die Entzündungsaktivität der RA durch die Schwangerschaft günstig beeinflusst wird. So kommt es bei vielen Patientinnen, unter anderem aufgrund der veränderten hormonellen Situation bzw. einer Veränderung des Immunsystems, zu einer Verbesserung der Symptomatik. Demzufolge kommen viele Patientinnen in den Schwangerschaftsmonaten mit einer nur minimalen Therapie der RA aus. Wie bei anderen sogenannten Risiko-Schwangerschaften kommt es auch bei Patientinnen mit Rheumatoider Arthritis darauf an, sich engmaschig und regelmäßig vor, während und nach der Schwangerschaft mit den behandelnden Ärzten abzustimmen. So können Sie möglichen Risiken am besten vorbeugen.

Da nicht alle der bei Rheumatoider Arthritis üblichen Medikamente (Biologika, synthetische DMARDs, Schmerzmittel) für die Zeit der Empfängnis sowie auch während der Schwangerschaft gleich gut geeignet bzw. problemlos für das Ungeborene sind, sollten Sie schon im Vorfeld mit Ihrem Rheumatologen folgende Fragen gut absprechen:

  • Welche Medikamente setze ich ab?
  • Welche Medikamente soll ich reduzieren?
  • Durch welche Medikamente kann ich meine bisherige Medikation ersetzen?

Nicht immer bestehen klare Empfehlungen, ob und zu welchem Zeitpunkt ein Medikament in welcher Dosis während Schwangerschaft und Stillzeit eingenommen werden kann. Auch spielt die Begleitmedikation eine Rolle. Sprechen Sie daher unbedingt mit Ihrem Rheumatologen: Er wird gemeinsam mit Ihnen eine individuelle Abwägung von Nutzen und Risiko vornehmen. Wichtig: Nehmen Sie bitte keinesfalls Schmerzmittel ein, ohne Ihren Arzt vorher zu fragen.

Übrigens: Für Männer mit RA empfiehlt sich ebenfalls schon im Vorfeld der Schwangerschaft der Partnerin ein Besuch beim Rheumatologen. Einige der RA-Medikamente können das Kind schädigen, auch wenn sie vom Vater zum Zeitpunkt der Zeugung eingenommen wurden.

Sollte die Schwangerschaft ungeplant eingetreten sein, besteht ebenfalls kein Anlass zur Panik. Beraten Sie sich gut mit Ihrem Rheumatologen / Frauenarzt wie Sie mit der bisherigen Medikation umgehen und nehmen Sie eine engmaschige Vorsorge und Betreuung wahr.

Sollten Sie während der Schwangerschaft eine Milderung Ihrer Krankheitssymptome bemerkt haben, kann dies mit einem veränderten Immunsystem oder veränderten Hormonspiegeln zusammenhängen. Da sich Ihr Immunsystem und die Hormone nach der Schwangerschaft wieder „normalisieren“, müssen Sie vermehrt mit Krankheitsschüben rechnen – auch schon während der Stillzeit. Dementsprechend kann es sein, dass Sie Abstillen müssen, um die erforderliche Rheumamedikation einnehmen zu können. Beraten Sie sich diesbezüglich mit Ihrem Arzt. Er hilft Ihnen dabei, die beste Vorgehensweise zu finden.