COVID-19-IMPFUNG BEI RHEUMATISCHEN ERKRANKUNGEN
Wo finde ich aktuelle Informationen zur COVID-19-Situation?
Aktuelle Informationen und Empfehlungen zur COVID-19-Situation allgemein finden Sie auf der Homepage des RKI.1
Das Paul Ehrlich Institut informiert ebenfalls über aktuelle Entwicklungen zu COVID-19 Impfstoffen.2
Die Rheumaliga stellt regelmäßig aktualisierte Informationen für Patient:innen mit rheumatischen Erkrankungen auf ihrer Homepage zusammen.3
Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) spricht derzeit keine Präferenz für einen bestimmten SARS-CoV-2-Impfstoff gegenüber einem anderen aus. Patient:innen mit einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung sollten entsprechend der aktuellen STIKO-Empfehlungen geimpft werden.4, 5a, 5b In Einzelfällen kann ein Boten-RNA-(messenger-RNA, mRNA-) Impfstoff bevorzugt werden, z.B. wenn dadurch eine zweite Impfung schneller möglich ist.5a Unabhängig von rheumatischen Erkrankungen empfiehlt die STIKO aktuell (28.12.2021) für die zweite und dritte Impfung einen mRNA-Impfstoff und bei Menschen unter 30 nur den mRNA-Impfstoff von BioNTech/Pfizer.4a, 4c
WICHTIG: Da die Datenlage rund um COVID-19-Impfungen sehr dynamisch ist, informieren Sie sich bitte immer zusätzlich z. B. unter www.RKI.de und www.PEI.de zum aktuellen Stand der Information. Die aktuelle Handlungsempfehlungen der DGRh für Patient:innen finden Sie hier.
Eine Immunsuppression oder Immunmodulation kann möglicherweise die Impfwirkung beeinträchtigen.4b, 5a, 5b Grundsätzlich gilt die Überlegung, dass die Immunsuppression zum Zeitpunkt der Impfung so gering wie möglich sein sollte. Vorrangig ist dabei aber, dass keine Reaktivierung der rheumatischen Erkrankung riskiert wird. Daher empfiehlt die DGRh, eine bestehende immunsuppressive oder immunmodulierende Therapie wegen einer Impfung nicht zu verändern.5a, 5b Wurde die Grundimmunisierung unter einer starken immunsupprimierenden Therapie, z.B. Rituximab, durchgeführt, empfehlen die DGRh und STIKO aktuell eine dritte Impfung 4 Wochen nach der Grundimmunisierung.4c, 5b Generell sollten Sie mit Ihrer Rheumatologin oder Ihrem Rheumatologen die Impfung besprechen, insbesondere eine COVID-19-Impfung unter Rituximab und Prednisolon > 10mg/Tag oder weiteren vorliegenden Grunderkrankungen.5a, 5b
Für die Zulassung durchlaufen alle Medikamente, auch Impfstoffe, klinische Studien. Diese Studien bauen aufeinander auf. Studienteilnehmer:innen mit Erkrankungen des Immunsystems waren in den anfänglichen Phase-I und -II-Studien der Impfstoffe nicht eingeschlossen. In den Phase-III-Studien, den letzten Studien vor der Zulassung mit sehr vielen Studienteilnehmer:innen, befanden sich aber auch Studienteilnehmer:innen mit stabilen rheumatischen Erkrankungen.5b Inzwischen sind weltweit viele Millionen Menschen geimpft, darunter auch Menschen mit rheumatischen Erkrankungen.5b Bisher sind keine besonderen Risiken der Impfung für Patient:innen mit rheumatischen Erkrankungen bekannt.5b Aktuell ist kein Lebendimpfstoff zugelassen, daher können die zugelassenen Impfstoffe für Patient:innen mit Rheuma auch unter immunsupprimierender Therapie verabreicht werden.5a, 5b Generell wurden keine erhöhten Impf-Nebenwirkungen bei Patient:innen mit rheumatischen Erkrankungen im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung festgestellt.5b Abgesehen von einer bekannten Überempfindlichkeit gegenüber einem der Inhaltsstoffe der Vakzine (z. B. Polyethylenglykol) gibt es für Personen mit Autoimmunerkrankungen keine Kontraindikationen für die COVID-19 Impfung.5b
Bei den aktuell zugelassenen Impfstoffen (Stand 16.12.2021) der Herstellerfirmen BioNTech/Pfizer, Moderna Biotech, Oxford/AstraZeneca oder Janssen-Cilag/Johnson & Johnson handelt es sich nicht um Lebendimpfstoffe, sondern ausschließlich um Nicht-Lebendimpfstoffe.5a, 5b, 6 Sowohl die Vakzine auf Basis nicht vermehrungsfähiger Trägerviren (Vektoren) als auch die Impfstoffe auf der Basis von Boten-RNA (mRNA) sind als Totimpfstoffe anzusehen.6 Es spricht daher nichts dagegen, dass Patient:innen mit rheumatischen Erkrankungen, entsprechend der aktuellen STIKO-Empfehlung für weitere Faktoren (Alter, zweite Impfung etc.), mit diesen Nicht-Lebendimpfstoffen geimpft werden.
Bei den derzeit zugelassenen Impfstoffen handelt es sich weder um
Lebendimpfstoffe noch um eine Gentherapie! Es findet keine Veränderung
von Erbinformationen oder Fruchtbarkeit statt. Bei der Impfung mit einem
Boten-RNA Impfstoff (messenger-RNA, mRNA) wird den Zellen nur die
Information für die Herstellung einzelner Oberflächenmoleküle (in diesem
Fall Spike-Proteine des Virus) mitgeteilt. Das Botenmolekül integriert sich
nicht in das menschliche Genom und wird vom Körper relativ schnell wieder
abgebaut. Es werden keinerlei Substanzen mit dem Impfstoff verabreicht,
aus denen der Körper infektiöse Viruspartikel zusammensetzen könnte.
Nach aktueller Datenlage empfiehlt die DGRh, eine bestehende immunsuppressive oder immunmodulierende Therapie wegen einer Impfung grundsätzlich nicht zu ändern. Eine starke Immunsuppression, z.B. unter Rituximab oder Prednisolon in hoher Dosierung, stellt hier eine Ausnahme dar. Generell sollten Sie mit Ihrer Rheumatologin oder Ihrem Rheumatologen die Impfung besprechen, insbesondere eine COVID-19-Impfung unter Rituximab.5a, 5b
Auch wenn die jetzige Datenlage keine abschließenden Aussagen zulässt: Bislang gibt es keine Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für die Auslösung von Autoimmunerkrankungen oder eine Häufung von Krankheitsschüben.5a, 5b Der Nutzen der Impfung überwiegt nach aktueller Kenntnis, laut DGRh-Empfehlung, eindeutig das theoretische Risiko einer geringen bzw. vorübergehenden Reaktivierung der Rheumatischen Erkrankung.5a, 5b
Die Wirksamkeit der Impfstoffe ist abhängig vom Impfstoff, Immunsuppression und aktuell auftretenden Virusvarianten. Aktuell (28.12.2021) empfiehlt die STIKO allen Personen ≥ 18 Jahre eine Auffrischungsimpfung in einem Abstand von ≥3 Monaten zur Grundimmunisierung.4c
Die Studienlage zum COVID-19-Schutz nach einer durchgemachten COVID-19-Infektion sind widersprüchlich und die Situation verändert sich stetig. Die STIKO empfiehlt aktuell (Stand 28.12.2021) Personen, die eine gesicherte COVID-19-Infektion durchgemacht haben, die Verabreichung einer Impfdosis im Abstand von mindestens 3 Monaten nach der Infektion.4c Bei einer veränderten Situation, z.B. vermehrter Exposition gegenüber neu aufgetretenen Virusvarianten, ist eine Impfung bereits 4 Wochen nach Ende der der COVID-19-Symptome möglich.4c
Die STIKO empfiehlt eine 3. Impfung in der Regel nach ≥ 3 Monaten.4c Dieser Zeitraum kann aufgrund weiterer Faktoren (Alter, weitere Grunderkrankungen, etc.) oder der aktuellen Situation (Virusvarianten, Änderung der Empfehlungen) variieren. Besprechen Sie Ihr persönliches Impfschema mit Ihrer Rheumatologin oder Ihrem Rheumatologen.4a
- 1. Robert Koch-Institut (RKI): Impfstofftypen (Stand 28.12.2021). Online unter https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/COVID-Impfen/FAQ_Liste_Impfstofftypen.html
- 2. PEI: COVID-19-Impfstoffe. Online unter (Stand 28.12.2021) https://www.pei.de/DE/arzneimittel/impfstoffe/covid-19/covid-19-node.html;jsessionid=86E43732C3FAFD67090108825957C23F.intranet212
- 3. Deutsche Rheumaliga (Stand 28.12.2021) https://www.rheuma-liga.de/aktuelles/detailansicht/coronavirus-infos-fuer-menschen-mit-rheuma
- 4. RKI - Impfungen A - Z - STIKO-Empfehlung zur COVID-19-Impfung Stand 28.12.2021
- 5. Specker et al. Handlungsempfehlungen der DGRh https://dgrh.de/Start/Wissenschaft/Forschung/COVID-19.html
- 6. PEI: Häufig gestellte Fragen (Stand 28.12.2021). Online unter https://www.pei.de/DE/service/faq/faq-coronavirus-inhalt2.html;jsessionid=648FE8E3A4675C39D1428A8A69D3C954.intranet212
- 7. RKI: COVID-19 und Impfen: Antworten auf häufig gestellte Fragen (FAQ). (Stand 28.12.2021) Online unter https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/COVID-Impfen/gesamt.html
4. Specker C, Schulze-Koops H: Z Rheumatol 2021; 80: 43–44
5. Robert Koch-Institut (RKI): Impfstofftypen (Stand 11.02.2021). Online unter https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/COVIDImpfen/FAQ_Liste_Impfstofftypen.html
2. Wagner N et al. Impfen bei Immundefizienz. Bundesgesundheitsbl 2019; 62: 494-515.
3. Robert Koch-Institut: Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut – 2019/2020, Epidemiologisches Bulletin, 2019; 34:313–364.
4.a Epid Bull 48/2021
4.b Epid Bulll 39/2021
4.c Epid Bull 02/2022
5.a Specker et al. Handlungsempfehlungen der DGRh für Patienten Handlungsempfehlungen der DGRh im Rahmen der COVID-19 Pandemie (Stand 30.06.2021 - ergänzt am 10.11.2021, abgerufen am 28.12.2021)
5. b Specker et al. Aktualisierte Handlungsempfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie für die Betreuung von Patienten mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen im Rahmen der SARS-CoV2/COVID-19 Pandemie einschließlich Empfehlungen zur COVID-19-Impfung (Stand 28.12.2021) Online unter: https://dgrh.de/dam/jcr:e13c9310-9c95-4c3c-99e1-6ad7a40937c9/COVID-19_Rec_ZRheumatol_Epub_07_2021.pdf